„Weil die Kinder der Fur zu Rebellen geworden sind, sind alle Fur und alles, was sie besitzen Kriegsbeute geworden.“

Ein Zitat eines Mannes, der aufgrund von Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt ist. Der Haftbefehl wurde durch die Staatsanwaltschaft des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) am 2. Mai 2007 erlassen. In welch groteskem Zusammenhang steht dieser Satz jedoch, wenn man weiß, dass es sich bei diesem Mann um den Minister für humanitäre Angelegenheiten handelt?!

Die Rede ist von Ahmed Mohammed Harun, der ungefähr 1964 als Mitglied des Bargou Stammes in der Provinz Nord-Kordofan im Sudan geboren wurde, an der Cairo University studierte, zum Richter ausgebildet und nach 1990 in den sudanesischen Geheim- und Sicherheitsdienst (Intelligence and Security Service) berufen wurde, wo er bis ca. 2005 aktiv war. 1995 ernannte man Harun offiziell zum Chief of Staff des Gouverneurs der Provinz Nord-Kordofan. Zu seinen Aufgaben in dieser Position gehörte es unter anderem, lokale Stämme zu mobilisieren und diese in die sogenannte Popular Defence Forces (PDF) zu integrieren. PDF bezeichnen Reserveeinheiten, die zur Bekämpfung von Aufständen eingesetzt wurden und letztlich der Niederschlagung eines internen Aufstandes in der Provinz dienten- eine Taktik, die nun auch in Darfur angewendet wird.

Als Mitglied der regierenden National Party war Harun sudanesischer Innenstaatssekretär und wurde 2003 zum Leiter des „Darfur Security Desk“ ernannt. In dieser Position organisierte er sowohl die Rekrutierung, Finanzierung als auch die Bewaffnung der Janjaweed Milizen (die von der sudanesischen Regierung im Kampf gegen die Rebellengruppen Sudan Liberation Movement/Army und des Justice and Equality Movement eingesetzt wurden) und führte diese laut Zeugenaussagen auch selbstständig durch. Er setzte sie in vollem Wissen über sämtliche Gräueltaten ein oder war sogar selbst aktiv an Angriffen beteiligt. Die Janjaweed Milizen begingen regelmäßig und oft zusammen mit Einheiten der sudanesischen Armee Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen, insbesondere an Zivilisten. Ahmed Harun sah sich als Leiter des „Darfur Security Desk“ in der Verantwotung „im Interesse von Frieden und Sicherheit in Darfur zu töten und zu vergeben“. Sprich er sah sich in der Position, die Macht und die Autorität zu besitzen willkürlich Vergewaltigungen, Tötungen, Verfolgung, Folter, Vertreibungen, Zerstörung von Privateigentum, Plünderungen, unmenschliche Handlungen, Beeinträchtigung der persönlichen Würde, Angriffe auf die Zivilbevölkerung und schwerwiegende Beraubung der körperlichen Freiheit zu begehen. All diese schwerwiegenden Verbrechen -begangen an Personen, die nicht am bewaffneten Konflikt teilnahmen- sah er dadurch als gerechtfertigt an, als dass diese dazu dienten, die Zivilisten von einer allfälligen Unterstützung der Rebellen abzuhalten. Anders formuliert sind seiner Meinung nach sowohl Kriegsverbrechen als auch jegliche Verbrechen gegen die Menschenwürde –durchgeführt an unschuldigen Zivilisten- lediglich eine präventive Maßnahme, um eine mögliche Unterstützung der Rebellen  vorzubeugen.

Trotz des Haftbefehls am 2. Mai 2007 weigert sich der Sudan jedoch, Harun zu überstellen und anerkennt die Zuständigkeit des IstGH nicht. Stattdessen wurde Harun vier Monate nach diesem Haftbefehl zum Co-Präsidenten des Nationalkommittees ernannt, welches mit der Untersuchung der Menschenrechtsverletzungen im Sudan und besonders in Darfur beauftragt wurde. Diese Absurdität  kann und darf man nicht verstehen und sollte auch all diejenigen endlich wachrütteln, die sich bis jetzt noch nicht so sehr mit dem Konflikt in der im Westsudan gelegenen Provinz Darfur beschäftigt haben.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden sie unter:
Kein Frieden ohne Gerechtigkeit: Kriegsverbrecher hinter Gitter!

Autorin dieses Artikels, Jana Becks, ist Mitglied bei Genocide Alert.

Klimawandel als Ursache des Völkermords in Darfur?

Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) berichtete am 21. Juni 2007, dass es Belege für einen langfristigen regionalen Klimawandel in mehreren Teilen des Sudans gebe, der durch einen starken Rückgang der Niederschläge gekennzeichnet ist. Das Ausmaß des Klimawandels in Nord-Darfur ist enorm. Seine Auswirkungen sind gemäß des Berichts der UNEP einer der Auslöser für den Konflikt in Darfur.

Klimawandel und der Völkermord in Darfur

Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) berichtete am 21. Juni 2007, dass es Belege für einen langfristigen regionalen Klimawandel in mehreren Teilen des Sudans gebe, der durch einen starken Rückgang der Niederschläge gekennzeichnet ist. Das Ausmaß des Klimawandels in Nord-Darfur ist enorm. Seine Auswirkungen sind gemäß des Berichts der UNEP einer der Auslöser für den Konflikt. Diese Feststellung wirft ein Schlaglicht auf die sicherheitspolitischen Implikationen der Erderwärmung. Es stellt sich aber auch die Frage, in wie weit durch eine solche Analyse von der Verantwortung der sudanesischen Regierung abgelenkt wird, denn schließlich hat sie die politische Entscheidung zum Völkermord getroffen.

Klimawandel als Ursache für die Krise in Darfur?

Der Bericht besagt, dass ein steigender Konkurrenzkampf um Wasser, Nahrung, Land und Bauholz bei gleichzeitiger Abnahme von Regenfällen (als Resultat des regionalen Klimawandels) ein signifikanter Stressfaktor in Darfur ist. Die wenigen Teile nutzbaren Landes waren schon in der Vergangenheit eine Quelle von Konflikten zwischen Nomaden (tendenziell Araber) und sesshaften Farmern (Araber und Afrikaner). Arabische Nomaden und sesshaften Farmer arbeiteten in der Vergangenheit jedoch zusammen und bildeten so eine sozio-ökonomische Symbiose. Die Farmer erlaubten den Nomaden ihr Vieh auf ihr Land zu lassen. Als Gegenleistungen bekamen sie Milch, Fleisch und andere Naturalien. Konflikte wurden auf traditionelle Weise gelöst, so dass es zu keinen andauernden Konflikten zwischen Stämmen kam. Die Auswirkungen des regionalen Klimawandels haben die Ausgangssituation in Darfur jedoch verschärft und zur Entstehung von Konflikten beigetragen, da bei gleichzeitigem Bevölkerungswachstum eine geringere Anzahl an natürlichen Ressourcen zur Verfügung steht. Auch wenn der Klimawandel sicherlich eine Ursache für zunehmende Konflikte in der Region ist, so kann dieser jedoch nicht für den von der sudanesischen Regierung organisierten Völkermord verantwortlich gemacht werden. Völkermord ist keine Naturkatastrophe sondern immer eine beabsichtigte und geplante Politik zur Zerstörung bestimmter Volksgruppen. Die zunehmende Ressourcenknappheit war unter diesem Gesichtspunkt eine der strukturellen Ursachen für den Ausbruch des Konflikts zwischen Regierung und Rebellen. Die tatsächliche Entscheidung zur Vernichtung, Vertreibung, Terrorisierung und Vergewaltigung von unschuldigen Zivilisten bestimmter afrikanischer Stämme ist jedoch eine willentliche Entscheidung gewesen, für welche die Regierung in Khartum zur Rechenschaft gezogen werden muss.

Ist Darfur nur der Anfang?

Die Verwüstung in Darfur zeigt die potentiellen katastrophalen Effekte des Klimawandels auf Gesellschaften in Afrika. Mittlerweile kommt es auch in Flüchtlingsgebieten angrenzender Staaten wie dem Tschad oder der Zentralafrikanischen Republik zu gewaltsamen Ausschreitungen gegen Zivilisten. Lokale Farmer beklagen beispielsweise, dass der Zustrom von Flüchtlingen ihr Land ruiniere. Die Anzahl an Flüchtlingen in den Flüchtlingslagern ist zu groß und zu schlecht versorgt, so dass es zu grassierender Wasser- und Feuerholzknappheit kommt. Für die Frauen, Kinder und Männer vor Ort bedeutet dies oft den Tod. Insgesamt schätzt Die UN schätzt, dass das Leben von mehr als 90 Millionen Menschen in Afrika durch die globale Erwärmung gefährdet ist. In diesem Zusammenhang veröffentlichten am 16. April 11 U.S. Generäle einen Bericht, welcher den Klimawandel als einen „Bedrohungs – Multiplikator“ in brisanten Teilen der Welt bezeichnet. Darfur ist also nicht nur eine Herausforderung zur Beendigung eines grausamen Völkermords. Es ist auch ein Test für die Fähigkeit der Weltgemeinschaft zukünftige Kriege um Ressourcen in Afrika zu verhindern. Es gibt nach wie vor viele Gegenden in der Welt, in denen sich ähnliche Probleme entwickeln. Deswegen ist es wichtig, den Völkermord in Darfur nicht nur als sicherheitspolitische Problem zu sehen, sondern ihn auch als humanitäre und ökologische Herausforderung zu verstehen. Frieden in Darfur

Der jahrzehntelange Konflikt in Dafur schädigt die Umwelt in vielen Teilen des Landes. UNEP hat erklärt, dass Investitionen ins Umweltmanagement – finanziert von der internationalen Gemeinschaft und den Erlösen des Erdöl- und Erdgasexports – ein entscheidender Teil jedes Friedensprozesses im Sudan sein muss. Helfen könnten beispielsweise neue Technologien zur Bewässerung oder Wasserspeicherung sowie eine gute Landnutzungspolitik. Der Klimawandel wird künftig die Verfügbarkeit von nutzbarem Land und natürlichen Ressourcen einschränken. Aus diesem Grund ist Afrika auf die Hilfe der Industriestaaten angewiesen, die durch stärkere finanzielle Hilfen, Technologietransfer und eine Senkung ihrer Treibhausgas-Emissionen zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen können.

Links:

A Climate Culprit In Darfur – By Ban Ki Moon

SUDAN: UN Says Ailing Environment a Key „Stress Factor“

Times: How to prevent the next Darfur

The UN’s bloody failure: Ban Ki-moon’s self-serving and preposterous explanations obscure the real reasons for the crisis in Darfur.