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Factsheet: Das Atrocities Prevention Board in den USA: Idee und aktueller Stand

Das ge­plan­te Atro­ci­ties Preven­ti­on Board in den USA ist ei­ne In­itia­ti­ve der ame­ri­ka­ni­schen Re­gie­rung un­ter Füh­rung von Prä­si­dent Ba­rack Oba­ma, die die recht­zei­ti­ge und ef­fek­ti­ve Prä­ven­ti­on und Ver­hin­de­rung von Mas­sen­ver­bre­chen zum Ziel hat. Das Board soll die ver­schie­de­nen Re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen und Ab­tei­lun­gen ko­or­di­nie­ren um ei­ne ko­hä­ren­te Stra­te­gie für die Ver­hin­de­rung von und Re­ak­ti­on auf Mas­sen­ver­bre­chen zu ent­wi­ckeln.

Wie ist das Atro­ci­ties Preven­ti­on Board en­stan­den?
prevegenocide

  • Am 4. Au­gust 2011 er­ließ Prä­si­dent Ba­rack Oba­ma ei­ne so­ge­nann­te „Pre­si­den­ti­al Stu­dy Di­rec­tive (PSD)“ – ei­ne An­wei­sung, in­ner­halb der nächs­ten 120 Ta­ge ein res­sort­übergreifendes Atro­ci­ties Preven­ti­on Board zu schaf­fen.
  • In die­ser An­wei­sung wird die Ver­hin­de­rung von Mas­sen­ver­bre­chen und Ge­no­zid als wich­tig für die na­tio­na­le Si­cher­heit und als ei­ne be­deu­ten­de mo­ra­li­sche Ver­ant­wor­tung der Ver­ei­nig­ten Staa­ten de­fi­niert.
  • Gleich­zei­tig wur­de in der An­wei­sung ei­ne Stu­die ge­for­dert, die die ge­gen­wär­ti­gen Ka­pa­zi­tä­ten der Re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen zur Ver­hin­de­rung von Mas­sen­ver­bre­chen auf­lis­tet und even­tu­el­le Lü­cken auf­zeigt. 
  • Die An­wei­sung des Prä­si­den­ten folg­te ei­ner Emp­feh­lung der Ge­no­ci­de Preven­ti­on Task Force – ei­ne Ex­per­ten­grup­pe, die vom Ho­lo­caust Me­mo­ri­al Mu­se­um in Wa­shing­ton, dem US In­sti­tu­te for Peace und der Ame­ri­can Aca­de­my of Di­plo­ma­cy zu­sam­men­ge­führt wur­de. Die frü­he­re Au­ßen­mi­nis­te­rin der USA, Ma­de­lei­ne Al­b­right und der frü­he­re Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter Wil­liam S. Co­hen lei­te­ten die Task Force.
  • Als ei­ne der wich­tigs­ten Grün­de für die Er­schaf­fung des Atro­ci­ties Preven­ti­on Board wur­de von Sei­ten der Oba­ma Re­gie­rung ge­nannt, dass zu oft die Si­tua­ti­on ent­ste­he, in der der  Prä­si­dent und die Re­gie­rung vor der ex­tre­men Ent­schei­dung stün­den, ent­we­der mi­li­tä­risch in ei­ner Si­tua­ti­on ein­zu­grei­fen oder ei­nem Mas­sen­ver­bre­chen zu zu­schau­en. Das Board soll da­für sor­gen, dass die Ad­mi­nis­tra­ti­on schon frü­her auf sol­che Si­tua­tio­nen re­agie­ren und ein brei­tes Spek­trum an Maß­nah­men er­grif­fen wer­den kann.

Was sind die Zie­le des Atro­ci­ties Preven­ti­on Boards?

 

Das Haupt­ziel des Atro­ci­ties Preven­ti­on Boards ist es durch Ko­or­di­nie­rung ei­nen An­satz zu der Ver­hin­de­rung von Mas­sen­ver­bre­chen und Ge­no­zid zu er­schaf­fen, der die ge­sam­te ame­ri­ka­ni­sche Ad­mi­nis­tra­ti­on mit ein­be­zieht. Durch die In­sti­tu­tio­na­li­sie­rung der Ko­or­di­na­ti­on von der Ver­hin­de­rung von Mas­sen­ver­bre­chen soll er­reicht wer­den, dass…

  • …der ge­sam­te Si­cher­heits­ap­pa­rat der USA recht­zei­tig An­zei­chen von Mas­sen­ver­bre­chen er­kennt und auf die­se re­agiert.
  • …al­le Ab­tei­lun­gen und Bü­ros ei­ne Stra­te­gie zur Ver­hin­de­rung und Re­ak­ti­on auf Mas­sen­ver­bre­chen ent­wi­ckeln, die es er­mög­licht, dass al­le Stim­men in­ner­halb der Ad­mi­nis­tra­ti­on ge­hört wer­den und auch even­tu­ell ab­wei­chen­de Mei­nun­gen von den wich­tigs­ten Ent­schei­dungs­trä­gern ge­hört wer­den.
  • …die Ka­pa­zi­tä­ten des Aus­wär­ti­gen Diens­tes, des Mi­li­tärs, von Ent­wick­lungs­hel­fern und an­de­ren re­le­van­ten Ak­teu­ren er­höht wer­den, das ge­sam­te Spek­trum von Maß­nah­men zur früh­zei­ti­gen Prä­ven­ti­on von Mas­sen­ver­bre­chen zu nut­zen.
  • …die USA in die La­ge ver­setzt wird, mit ih­ren Ver­bün­de­ten und Part­nern zu­sam­men an der Prä­ven­ti­on von und Re­ak­ti­on auf Mas­sen­ver­bre­chen zu ar­bei­ten.

Was wer­den die vor­aus­sicht­li­chen Auf­ga­ben des Atro­ci­ties Preven­ti­on Board sein?

  • Ei­ne frü­he und im End­ef­fekt we­ni­ger teu­re Prä­ven­ti­on von Mas­sen­ver­bre­chen.
  • Das Zu­sam­men­füh­ren und Sam­meln von In­di­ka­to­ren von Mas­sen­ver­bre­chen,
  • Die Er­schaf­fung von al­ter­na­ti­ven Ka­nä­len für Be­schwer­den in den ver­schie­de­nen Ab­tei­lun­gen  wäh­rend kon­kre­ter Fäl­le von (po­ten­ti­el­len) Mas­sen­ver­bre­chen.
  • Das Trai­ning von Di­plo­ma­ten, Mi­li­tär­an­ge­hö­ri­gen, Ent­wick­lungs­hel­fern und an­de­ren re­le­van­ten Per­so­nen.
  • Die Zu­sam­men­ar­beit mit re­gio­na­len Or­ga­ni­sa­tio­nen und Ak­teu­ren.

Was ist der ge­gen­wär­ti­ge Stand?

  • Im Ja­nu­ar 2012 wird das Er­geb­nis der Stu­die zu Ka­pa­zi­tä­ten und Lü­cken der Re­gie­rung im Hin­blick auf Prä­ven­ti­on von Mas­sen­ver­bre­chen er­war­tet.
  • Das Board wur­de in­zwi­schen ge­schaf­fen und wird in Kür­ze sei­ne Ar­beit auf­neh­men.
  • Das Board wird sich haupt­säch­lich auf die Prä­ven­ti­on von Mas­sen­ver­bre­chen kon­zen­trie­ren. Ein gro­ßer Teil der Ar­beit wird das Trai­ning von Mit­ar­bei­ten im Aus­wär­ti­gen Dienst und Ent­wick­lungs­dienst be­tref­fen.

Könn­te ein sol­ches Board in Deutsch­land ge­schaf­fen wer­den?

  • Die res­sort­über­grei­fen­de Ko­or­di­nie­rung von Stra­te­gi­en und Maß­nah­men zur Ver­hin­de­rung von Mas­sen­ver­bre­chen ist ei­ne Auf­ga­be, die nicht nur in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten sinn­voll und wich­tig ist.
  • Deutsch­land hat zur­zeit kei­nen sol­chen Me­cha­nis­mus zur Ko­or­di­nie­rung von ver­schie­de­nen Mi­nis­te­ri­en, dem Kanz­ler­amt und dem Bun­des­tag.
  • Auch die an­ge­mes­se­ne Schu­lung von Di­plo­ma­ten, Mi­li­tär und Ent­wick­lungs­hel­fern, An­zei­chen von Mas­sen­ver­bre­chen früh zu er­ken­nen und ef­fek­tiv zu re­agie­ren, ist für Deutsch­land wich­tig.
  • Wel­che Form ei­ne sol­che Ko­or­di­nie­rungs­stel­le in Deutsch­land an­neh­men könn­te ist ei­ne Fra­ge, die frei dis­ku­tiert wer­den soll­te.
  • Ge­no­ci­de Alert e.V. wird zu die­sem The­ma in Kür­ze ein Stra­te­gie­pa­pier ent­wi­ckeln.

So­bald die Er­geb­nis­se der Stu­die be­kannt sind und das Atro­ci­ties Preven­ti­on Board mit sei­ner Ar­beit be­ginnt, wird die­ses Facts­heet ak­tua­li­siert.

Quel­len und Links:

Stand: 17.1.2012

Sarah Brockmeier

US-Präsidentschaftswahlen: Was denken Obama und McCain über Darfur?

Anlässlich der bevorstehenden amerikanischen Präsidentschaftswahl hat Genocide Alert die Positionierungen der beiden Präsidentschaftskandidaten Obama and McCain bezüglich der Krise in Darfur zusammengestellt. Wie wird sich die Darfur-Politik unter dem nächsten amerikanischen Präsidenten verändern? Und was kommt auf Deutschland zu? Katharina Zechner von „Save Darfur USA“ erklärt die Lage.

 

Was denken die amerikanischen Präsidentschaftskandidaten űber Darfur?

Barack Obama, designierter Kandidat der Demokratischen Partei für die Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten 2008, ist der Meinung, dass die USA als mächtigste Nation der Welt eine moralische Verpflichtung haben, gegen den Völkermord in Darfur einzuschreiten. Eine Schutzmacht vor Ort sei dafür unbedingt erforderlich. Dabei műssten die USA solche Truppen im Hinblick auf Logistik, Transport und Ausrüstung unterstützen. Des Weiteren sollten die USA die begonnenen Sanktionen gegen den Sudan ausdehnen und dabei sowohl die EU als auch andere Staaten mit einbeziehen. Obama war, zusammen mit Samuel Brownback (Senator fűr den US-Bundesstaat Kansas), einer der Ersten, die sich für eine aus den Vereinten Nationen und der Afrikanischen Union bestehenden Friedenssicherungstruppe in Darfur sowie  für verstärkte Sanktionen gegen Sudan ausgesprochen hatte. Im Falle seines Sieges bei den Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten 2008 sollte die Beendigung des Völkermords in Darfur eine von Obamas Prioritäten werden.

John McCain, designierter Kandidat der Republikanischen Partei für die Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten 2008, spricht sich dafür aus, dass die USA die notwendige logistische und finanzielle Unterstützung für die Friedenstruppen in Darfur bereitstellen müssen. Wenn China weiterhin Handel mit der sudanesischen Regierung treibe und jegliche Bemühungen der USA und der Vereinten Nationen abblocke, sollten die USA ein demokratisches Bündnis gründen, welches die Menschenrechte schützen und den Völkermord in Darfur beenden solle. McCain ist davon überzeugt, dass die USA eine Verpflichtung haben, in dieser Angelegenheit die Führung zu übernehmen und zu handeln. Er dankt den Organisationen und engagierten Bürgern in den USA, die sowohl ihre eigene Regierung als auch die anderer Länder zum Handeln aufgefordert haben und die es sich zur Aufgabe gemacht haben, ihre Mitmenschen über die Lage in Darfur aufzuklären.

Gemeinsame Erklärung von Barack Obama, John McCain und Hilary Clinton vom 27. Mai 2008:

Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg haben amerikanische Präsidentschaftskandidaten eine gemeinsame Erklärung zu einem internationalen Thema abgegeben. Trotz unterschiedlicher Auffassungen in anderen Fragen solidarisieren sich Clinton, Obama und McCain in Bezug auf den nun schon seit dem Jahr 2003 andauernden Völkermord in Darfur. Sie fordern ein Ende der Gewalt und des Mordens, sowie die Einhaltung des „Comprehensive Peace Agreement“ (CPA), welches im Januar 2005 von der „Sudan’s People Liberation Movement/Army” (SPLAM/A) und der sudanesischen Regierung unterzeichnet worden war. Die Präsidentschaftsanwärter versprechen, dass sich die nächste Regierung unabhängig davon für die Umsetzung dieser Ziele einsetzen wird, wer von ihnen gewählt werden wird. Bis zur Wahl wollen sie sich auch als Senatoren für den Frieden in Darfur und den Schutz der Darfuris einsetzen.
Katharina Zechner ist Policy Analyst von Genocide Alert und derzeit für die amerikanische Save Darfur Coalition in Washington D.C. tätig.