By Adam Jones, Ph.D. - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=22178896

Bilder der Opfer des Völkermordes im Genocide Memorial Centre in Kigali, Ruanda
Foto von Adam Jones, Ph. D. via Wikimedia Commons 

100 Tage Zusehen – Der Völkermord in Ruanda und die internationale Gemeinschaft

Im Jahr 2024 jährt sich zum 30. Mal der Völkermord in Ruanda. Mit den Geschehnissen 1994 vor Ort werden wir uns in den kommenden Monaten auf Instagram beschäftigen.   

Am 7. April 1994 bricht in Ruanda ein Völkermord aus, der in den folgenden 100 Tagen schätzungsweise 800.000 Opfer fordert. Er war Monate zuvor von radikalen Hutu, der ruandischen Regierung und den sog. Interahamwe-Milizen detailliert geplant worden. Der Genozid richtete sich gegen Tutsi und moderate Hutu. Bei Tutsi und Hutu handelt es sich um ethnische Gruppen in Ruanda, die insbesondere durch die deutsche und belgische Kolonialherrschaft definiert und voneinander getrennt wurden. Eine Mehrheit der ruandischen Bevölkerung gehört den Hutu an, eine Minderheit zu den Tutsi.  

Einen entscheidenden Faktor beim Völkermord spielt die Medienberichterstattung, insbesondere Radioübertragungen, die den Völkermord anheizen. Führend ist dabei der Propagandasender Radio-Télévision Libre des Mille Collines (RTLM). Der extremistische Sender wird auch als Hate Radio oder Radio Machete bekannt. 

Der Völkermord ereignet sich im Rahmen eines Bürgerkriegs, der bereits 1990 beginnt. Dieser entflammt zwischen der ruandischen Hutu-Regierung und der Ruandischen Patriotischen Front (RPF). Letztere war bereits 1985 von Tutsi im benachbarten Uganda gegründet wurden. Sie hat zum Ziel, die ruandische Regierung zu stürzen.  

Nachdem beide Kriegsparteien im August 1993 ein Friedensabkommen schließen, wird die United Nations Assistance Mission for Rwanda (UNAMIR), eine UN-Blauhelmmission zur Überwachung der Einhaltung des Abkommens, entsendet. Die Soldat:innen befinden sich im Land als der Völkermord ausbricht. Sie sind nicht in der Lage, der Gewalt etwas entgegenzusetzen oder sie zu stoppen und schauen tatenlos dem Morden zu.  

Auch der Rest der internationalen Gemeinschaft bleibt untätig und das, obwohl es bereits in den Monaten vor dem Genozid viele Warnzeichen für das bevorstehende Massenverbrechen gab. Von der UNAMIR-Mission werden im Verlauf der 100 Tage Soldat:innen abgezogen. Die internationale Gemeinschaft tut sich schwer die Geschehnisse überhaupt als Genozid zu bezeichnen. Auch Deutschland, das ungewöhnlich enge Beziehungen zu seiner ehemaligen Kolonie unterhält, bleibt tatenlos.  

Anlässlich des 30. Jahrestages wollen wir vom 4. April bis 17. Juli täglich auf Instagram von den Geschehnissen 1994 berichten. Was passierte in Ruanda? Wie erlebten die Menschen vor Ort die Geschehnisse? Wie reagierte die internationale Gemeinschaft (nicht)? Welche Beziehung hatte Deutschland zu Ruanda? Wie versäumte es Deutschland den Genozid zu stoppen? Und wie konnte es zu diesen Ereignissen kommen?  

Mit all diesen Fragen werden wir uns in den nächsten 100 Tagen beschäftigen. Folgt uns auf Instagram, um nichts zu verpassen.

Zum Weiterlesen

Quellen und Leseempfehlungen

Bücher 

  • Sarah Brockmeier und Anton Peez, Akteneinsichten: Die deutsche Außenpolitik und der Völkermord in Ruanda, Heinrich-Böll-Stiftung 2021: https://www.boell.de/sites/default/files/2021-03/Deutsche_Au%C3%9Fenpolitik_und_der_Voelkermord_in_Ruanda.pdf 
  • Jared Cohen, One-hundred days of silence: America and the Rwanda genocide, Rowman and Littlefield 2007 
  • Roméo Daillaire, Handschlag mit dem Teufel: Die Mitschuld der Weltgemeinschaft am Völkermord in Ruanda, zu Klampen 2021 
  • Fred Grünfeld, The failure to prevent genocide in Rwanda: the role of bystanders, Martinus Nijhoff 2007 
  • Jean Hatzfeld, Nur das nackte Leben: Berichte aus den Sümpfen Ruandas, Haland und Wirth 2004 
  • Linda Melvern, A People Betrayed: The role of the West in Rwanda’s genocide, NAEP 2000 

Vereinte Nationen 

 Diverses