Materialien: 20 Jahre Srebrenica und Prävention von Massenverbrechen
Für all jene, die sich weiter über die Geschehnisse in Srebrenica informieren möchten, haben wir hier eine kurze annotierte Literaturliste zusammengestellt. Die ausgewählten Texte wurden teilweise in unseren Workshops in Frankfurt und Berlin verwendet. Die Auflistung ist selektiv und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Vielmehr wollen wir mit den hier verlinkten Texten einen Einstieg in die Thematik eröffnen und zur weiteren Recherche anregen.
Was ist in Srebrenica geschehen?
Während der Beitrag von Holm Sundhaussen einen Überblick über den Hintergrund der Geschehnisse in Srebrenica und des Bosnienkrieges gibt, diskutiert der Beitrag bei der der Bundeszentrale für politische Bildung den Völkermord in Srebrenica:
» Bundeszentrale für Politische Bildung (9 Juli 2015): 1995: Das Massaker von Srebrenica.
Für eine intensivere Beschäftigung mit den damaligen Ereignissen können wir die folgenden Bücher empfehlen:
Norrie MacQueen und Annette Weerth gehen in diesen Beiträgen aus einem Sonderheft der Zeitschrift „Vereinte Nationen“ auf das Konzept der UN Schutzone ein – welches in Srebrenica kläglich gescheitert war – und entwickeln Vorschläge für eine Weiterentwicklung solcher international gesicherter Zonen.
Die Zeitungsartikel von Andres Wysling (NZZ) und Matthias Funk (DIE ZEIT) gehen auf das Scheitern der Schutzzone in Srebrenica ein
» Andres Wysling (2015): Schutzzone ohne Schutz. in: Neue Zürcher Zeitung Online 11. Juli 2015.
» Matthias Funk (2015): Die Verlorenen. in: ZEIT ONLINE 12.07.2015.
Auch die UN und die Niederlande haben das Scheitern der Blauhelmsoldaten in Srebrenica umfassend aufgearbeitet. Nachfolgend die offiziellen Untersuchungsberichte
» Vereinte Nationen (1999): The Fall of Srebrenica. UN Document NR.: A/54/549.
Der Krieg in Bosnien-Herzegowina war durch ein großes Ausmaß an sexualisierter Gewalt geprägt. Geschlechterbasierte Gewalt wurde als Instrument zur Zerstörung der Gemeinschaften, für ethnische Säuberungen, mit dem Ziel der Terrorisierung der Bevölkerung und als Teil von Plünderungen angewandt. Die UN geht von mehr als 50.000 Vergewaltigungen während des Konflikts aus. Ein Bericht des Women under Siege Projects gibt einen Überblick:
Das Buch „Srebrenica – Ein Prozess“ von Julija Bogoeva und Caroline Fetscher vermittelt einen Überblick über die Verhandlungen über den Völkermord in Srebrenica vor dem Internationalen Gerichtshof für das ehemalige Jugoslawien und bereitet hierfür Vernehmungsprotokolle und Prozessdokumente auf. Hannah Birkenkötters Beitrag im Sonderheft der Zeitschrift „Vereinte Nationen“ und der Text von Amnesty International geben dagegen einen Überblick über den aktuellen Stand der strafrechtlichen Aufarbeitung des Völkermords in Srebrenica und die nachwievor existierenden Probleme in diesem Zusammenhang.
Wie funktioniert die Frühwarnung vor solch schweren Massenverbrechen wie Völkermord?
Basierend auf der bestehenden Forschung hat das Büro der Vereinten Nationen für Völkermordprävention und die Schutzverantwortung einen Frühwarnungs-Analyserahmen entwickelt. Dieser umfasst eine Liste von 14 Risikofaktoren für schwere Gräueltaten sowie Indikatoren, um diese Risiken einzuschätzen. Acht dieser vierzehn Risikofaktoren sind allgemeiner Natur, sechs sind spezifisch für bestimmte Gräueltaten.
Das US Holocaust Memorial Museum hat das bislang wohl umfassendste Frühwarnungsprojekt initiiert, welches einerseits auf einem selbstlernden Algorithmus basiert, der automatisiert Medienberichte auswertet und andererseits auf die Risikoeinschätzungen von Expertinnen und Experten zurückgreift:
» US Holocaust Memorial Museum: Early Warning Project
Darüber hinaus existieren verschieden Mittel der Frühwarnung, die auf verschiedenen Ebenen ansetzen: Wie kann die Bevölkerung vor Ort gewarnt werden? Wie können internationale Akteure solche Risiken frühzeitig erkennen? Welche Rolle können modernde Technologien, wie Mobiltelefone, Soziale Medien oder Satellitenüberwachung spielen? Diese Themen wurden bei einer von Oxfam im November 2009 in Australien durchgeführten Konferenz diskutiert. Die Ergebnisse sind hier zu finden:
Wie können Gräueltaten frühzeitig verhindert werden? Welche Instrumente stehen der internationalen Gemeinschaft zur Verfügung?
Im ersten Bericht des UN Generalsekretärs zur Umsetzung der internationalen Schutzverantwortung werden die drei Säulen der Responsibility to Protect und zugehörige Instrumente diskutiert: Verantwortung des Staates, Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft und Reaktion auf stattfindende Gräueltaten.
Das Team um die aktuelle Sonderberaterin für die Schutzverantwortung des UN Generalsekretärs, Prof. Jennifer Welsh, hat eine Rahmenstrategie für die Prävention von Gräueltaten entwickelt.
In diesem Beitrag geht Alex Bellamy, der aktuelle Direktor des Asia-Pacific Centers for the Responsibility to Protect auf den Unterschied zwischen Krisenprävention und Gräueltatenprävention ein:
In diesem Report geht Gregor Hofmann auf die diplomatische Debatte über die internationale Schutzverantwortung ein. Er stellt dabei verschiedene internationale Initiativen, Netzwerke und Nichtregierungsorganisationen vor, die sich der Prävention von Gräueltaten verschrieben haben.
Transitional Justice: Wie sieht Vergangenheitsbewältigung und strafrechtliche Aufarbeitung von Massenverbrechen aus?
Die folgenden beiden Texte von Martina Fischer und Susanne Buckley-Zistel geben einen sehr guten Überblick über die Entwicklung der Vergangenheitsaufarbeitung und Versöhungsinitiativen in der Folge von bewaffneten Konflikten:
Schutz von Zivilisten und UN Peacekeeping
Die folgenden Texte von Thorsten Benner und Phillip Rotmann sowie von Ekkehard Griep, Ashley Jackson und den Citizens for Global Solutions geben einen sehr guten Überblick über die Entwicklung des Schutzes von Zivilisten durch UN Friedensmissionen. Dieser Aspekt hat in Folge der Aufarbeitung der Geschehnisse in Ruanda und Srebrenica an Bedeutung zugenommen:
» Citizens für Global Solutions (2010): Protecting Civilians in Armed Conflict.
Diese Liste wurde zusammengestellt von Aurora Kastrati, Jessica von Farkas,
Christoph Schlimpert, Gregor Hofmann und Timo Leimeister
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