Gerechtigkeit nach Massenverbrechen? Eine Filmbesprechung zur Dokumentarreihe „Krieg vor Gericht – Die Jugoslawien-Prozesse“

Emma Neuber, Estella Müller & Miriam Schirmer

Während der Jugoslawienkriege von 1991 bis 2001 wurden Massenverbrechen unvorstellbaren Ausmaßes verübt. In der zweiteiligen Dokumentarfilmreihe „Krieg vor Gericht“ gibt Regisseur Lucio Mollica einen detaillierten Einblick in die juristische Aufarbeitung dieser Gräueltaten, unter anderem in den brutalen Genozid an den Bosniaken in Srebrenica. Dabei werden einerseits historische Ereignisse rund um das Jugoslawientribunal detailgenau rekonstruiert. Andererseits geben Berichte von Zeitzeug:innen einen persönlichen Einblick in die geschehenen Massenverbrechen und den Strafprozess. 

Im Mittelpunkt der Dokumentation steht ein Meilenstein in der Geschichte des Völkerstrafrechts: der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien, kurz ICTY, in Den Haag. Dieses zweite Völkerstraftribunal in der Geschichte der internationalen Gemeinschaft wurde 1993 ins Leben gerufen, um die Verfolgung der schwersten Verbrechen in den Jugoslawienkriegen zu übernehmen. Dabei standen 161 Angeklagte aller beteiligten Parteien vor Gericht. 84 Personen wurden verurteilt.

Das Gebäude des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) in Den Haag (Copyright siehe unten).

In seiner Auseinandersetzung mit den Hürden, Herausforderungen und Prozessen rund um die juristische Aufarbeitung von Massenverbrechen und der Suche nach Gerechtigkeit lässt Mollica Beteiligte aller Seiten zu Wort kommen – Überlebende der Massenverbrechen, Mitarbeiter:innen des ICTY und auch Täter:innen. Ihm gelingt es damit, einen direkten und bewegenden Einblick in die Geschehnisse zu vermitteln, die in ihrem Ausmaß und ihrer Entwicklung oftmals schwer zu fassen, aber alles andere als vergessen sind. Herausgearbeitet werden dabei insbesondere die Herausforderungen und Grenzen einer juristischen Aufarbeitung derartiger Gräuel. 

Filmtipp: Die zweiteilige Dokumentarreihe „Krieg vor Gericht“ ist noch bis zum 08.08.2021 in der ARD-Mediathek online zu sehen.


GA Interviewreihe „Krieg vor Gericht“

Anlässlich der Veröffentlichung der Dokumentarreihe hat Genocide Alert e.V. zwei Interviews mit Projektbeteiligten, die hier nacheinander veröffentlicht werden.


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RUNDFUNK BERLIN-BRANDENBURG
Krieg vor Gericht – Die Jugoslawien-Prozesse
Das Grauen des Balkankrieges: belagerte Städte, vertriebene Familien, über 130.000 Tote. Der Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien sollte die Kriegsverbrechen ahnden. Nie zuvor hat ein internationales Gericht Kriegsverbrecher aller Seiten verfolgt – darunter Mladić, Karadžić und Milošević. Der Film erzählt von Opfern, Tätern und Anklägern. – Der ehemalige bosnisch-serbische Politiker Radovan Karadžić vor Gericht am 24. März 2016 in Den Haag.

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